Beschluss: einstimmig beschlossen

Beschlussvorschlag:

Die Gemeinde Apen beantragt bei den zuständigen Stellen des Landes Nieder­sachsen und des Bundes eine Anpassung der Sperrwerksverordnung, um die Ober­wasserverhältnisse in der Leda-Jümme-Niederung stabil zu halten.

Vorrang muss bei der Anpassung der Sperrwerksverordnung weiterhin der Hoch­wasserschutz haben. Allerdings sollte das Sperrwerk auch zur Stabilisierung der Oberwasserverhältnisse eingesetzt werden können, wenn der Sperrwerksbetrieb dies zulässt.

Der Gemeinde Apen dürfen keine Kosten entstehen.


Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wurde gebeten, zum Erhalt einer stabilen Wasser- und Gewässersituation die möglichen bzw. erforderlichen Maßnahmen dem Ausschuss zu erläutern.

Vom NLWKN wird zunächst darauf hingewiesen, dass er neben dem Betrieb und der Unterhaltung der Sperrwerke auch für den Hochwasserschutz zuständig ist. Vom Sport­fischerverein Apen wurde der Anstoß für die Bildung einer Arbeitsgruppe gegeben, die sich mit dem Wasserstand im Leda-Jümme-Gebiet beschäftigt.

Anhand einer Präsentation wird dem Ausschuss die Lage des Ledasperrwerks in Leer und des Emssperr­werks in Gandersum sowie anhand eines Geländemodells die unter­schiedlichen Höhenlagen verdeutlicht. Hieraus ist die Lage der sogenannten „Bade­wanne“ im ursprünglichen Seitental des Emsstroms ersichtlich. Das Leda-Jümme-Gebiet erhält viel Wasserzufluss aus den umliegenden Bereichen, die über die Ems zur Nordsee geleitet werden. Das NLWKN ist laufend damit beschäftigt, den Hochwasser­schutz für die sehr niedrigen Flächen (überwiegend Gemeinde Apen) zu verbessern. Im Plan sind die Tidegrenzen bezeichnet, um zu zeigen, wie weit die Flut ins Land fließt. Zum Teil wird die Tide durch Schleusen am Weiterfluss gehindert.

Mit jedem Tidenfluss werden ca. 5 Mio. m³ Wasser in das Gebiet geführt, der Rückfluss ist etwas mehr, da das Oberwasser ebenfalls abfließt. Bei geringem Oberwasser gepaart mit geringer Tide bleibt das Sperrwerk zunächst offen und wird erst geschlos­sen, wenn die Tide ein bestimmtes Maß überschreitet. So kann durch Pumpentätigkeit eine Regulierung des Wasserflusses erfolgen.

Wenn eine hohe Tide aufläuft, wird das Sperrwerk geschlossen, um kein zusätzliches Flutwasser in das Gebiet zu führen. Allerdings kann ein hohes Oberwasser dann nicht abfließen. Bei niedriger Tide und hohem Oberwasser wird das Sperrwerk nicht geschlossen, so kann die Entwässerung funktionieren. Allerdings kann wie in diesem bzw. im letzten Sommer bei den hohe Temperaturen eine zeitweise Schließung ermöglicht werden.

Für den Wasserstand in den Gewässern des Leda-Jümme-Verbandes sind sehr viele unterschiedliche Faktoren verantwortlich. Im Leda-Jümme-Gebiet wurden in der Vergangenheit viele Moore trockengelegt. Moore wirken wie ein Schwamm und geben Wasser nur langsam wieder ab. Durch die Trockenlegung fehlt dieser natürliche Speicher. Auch werden durch wassergestal­tende Maßnahmen (Emsver­tiefung, Begradigungen) die Strömungsverhältnisse und hierdurch auch das Transport­verhalten (Schlammbildung durch Schwebstoffe) geändert. Die Fließgeschwin­digkeit hat zuge­nommen, was auch im Bereich der Gemeinde Apen bemerkt werden kann. In der Deutschen Bucht findet aufgrund der Erwärmung der Nordsee ein Wasseranstieg gegen­über 1950 statt. Auch dieses muss berücksichtigt werden.  Hinzu kommen klima­tische Veränderungen und Großwetterlagen. Bei all diesen Faktoren ist eine Einfluss­nahme kaum oder gar nicht möglich.

Anders verhält es sich beim Tidenfluss Richtung Nordsee bzw. Richtung Ems. Hier kann bedingt Einfluss genommen werden durch Sperrwerksschließung. Allerdings würde sich der Tidenhub im Bereich der Gemeinde Apen aufgrund der Entfernung vom Sperrwerk nur gering verändern.

Im Sommer 2020 ist ein Testlauf geplant, durch Schließen des Emssperrwerks die Strömungsgeschwindigkeiten in der Ems zu beeinflussen. Wenn bei Niedrigwasser ein Anheben des Wasserstandes in der Ems ermöglicht wird, könnte sich dieses bis in das Leda-Jümme-Gebiet auswirken.

Eine Betrachtung der niedrigsten Tidestände im Sommer und Winter verdeutlichen, dass diese einem Trend folgen. Im Sommerhalbjahr sind hauptsächlich September / Oktober betroffen, im Winterhalbjahr November bis März. Hierbei ist zu bemerken, dass das niedrigste Tidenniedrigwasser im Winterhalbjahr spürbar ist. Im Sommer sind die Wind­ver­hältnisse über der Nordsee ausgeglichener als im Winter, die Wasserer­wärmung im Sommer und damit verbunden ein höherer Wasserstand spielt ebenfalls eine Rolle.

Interessant ist, dass neben diesem Trend auch ein Zyklus zu beobachten ist. Die soge­nannte Nodaltide tritt mit einer Periode von 18,6 Jahren auf und beeinflusst die Wasser­stände weltweit. Insofern ist damit zu rechnen, dass die Wasserstände in den nächsten Jahren wieder nach oben gehen.

Das Ledasperrwerk kann bautechnisch nicht dazu benutzt werden, um Wasser aus dem Leda-Jümme-Verband zurückzuhalten. Dies kann nur über das Emssperrwerk erfolgen. Hierbei ist vorrangig der Hochwasserschutz zu berücksichtigen, so dass maximal 1 bis 2 Dezimeter zurückgehalten werden können. Da es sich bei der Ems um eine Bundes­wasser­straße mit entsprechendem Schiffsverkehr handelt, muss ein gutes Mittelmaß gefunden werden. Statistisch gesehen erfolgt eine Schließung des Emssperrwerks wegen den Auswirkungen einer Sturmflut ca. alle 2 Jahre.

Auf Anfrage wird vom NLWKN erklärt, dass durch die zunehmende Verschlammung aufgrund der veränderten Fließgeschwindigkeit und durch starken Bewuchs in den Gewässern häufiger ein Trockenfallen der Oberläufe zu beobachten ist als früher. Hier eine Veränderung herbeizuführen ist äußerst schwierig. Der Bau weiterer Sperren würde eine Unterteilung der Gewässer in einzelne Segmente herbeiführen. Hierdurch würde der natürliche Wasserablauf eingeschränkt, die Tierwelt hätte Nachteile. Auch wäre ein solches Vorgehen nicht zu finanzieren.

Von der Verwaltung wird auf den mit der Vorlage übersandten Beschlussvorschlag verwiesen. Die Gemeinde könnte dazu beitragen, dass sich auf höherer Ebene Gedanken über eine Regelung des Oberwassers gemacht wird. Es besteht Handlungs­bedarf.